UMARME die Sonne: Die erstaunlichen Auswirkungen von Sonne auf unsere Gesundheit
Autor/in: Stephanie Kelm (Autorin und Lektorin)
Ausgabe: Leben und Gesundheit, Juli / August 2024 - Sonne
Die Sonne weckt das Leben buchstäblich. Am deutlichsten ist das im Frühling zu sehen, wenn in unseren Breiten plötzlich das Grün wie aus dem Nichts auftaucht. Plötzlich? Nicht ganz. Pflanzen besitzen eine Art innere Uhr, die sie immer wieder mit sogenannten Zeitgebern synchronisieren. Die bedeutendsten Zeitgeber sind Licht und Temperatur. Durch Lichtsensoren im Gewebe stellt etwa ein Buschwindröschen fest, wie lange es schon hell ist. So kann es die Tageslänge bestimmen – und zur richtigen Zeit «auftauchen» und blühen. Obstbäume verfügen über eine Form von Wärmezähler. Dieser rechnet die Anzahl der warmen Tage zusammen. Sind es im Frühling genug, stellt ein Gen den Wachstumsmodus an. Und wir Menschen staunen.
Die gesamte Pflanzenwelt wird durch die Sonne aktiviert. Dabei wirkt die Sonne wahre Wunder. Dies tut sie auch bei uns Menschen, nur anders. Wir vollziehen keine Fotosynthese, doch spüren auch wir im Frühling, wie die Sonne uns belebt und wie ihre Wärme uns auf die Parkbänke lockt. Sonne tut gut! Im Sommer vergessen wir das manchmal und verstecken uns aus Furcht vor zu heftiger Sonneneinstrahlung. Doch ein maßvoller Umgang mit ihr ist durchaus geboten. Denn wir brauchen ihre Kraft, ihr Licht und ihre Wärme!
SONNENLICHT ALS VITAMINBOMBE
Aber warum genau tut die Sonne uns gut? Was macht sie mit uns und wie können wir ihre Vorteile für uns nutzen – wie die Buschwindröschen und die Apfelbäume?
Ist in der Pflanzenwelt die Fotosynthese der Dreh- und Angelpunkt, wenn es um die Sonne geht, ist es beim Menschen das Vitamin D, das durch Sonnenlicht über die Haut hergestellt wird und nahezu an allen Stoffwechselprozessen in unserem Körper beteiligt ist. Beispielsweise sorgt das Sonnenvitamin für gesunde Knochen und verbessert die Herzmuskelleistung, es stärkt das Immunsystem, mindert das Krebsrisiko, schützt die Nervenzellen und kräftigt die Muskulatur.
Als Vitamin kann es zwar mit der Nahrung aufgenommen werden, die Hauptversorgung erfolgt jedoch durch die körpereigene Herstellung. Diese ist im Sommer bereits durch dreißig Minuten Morgenspaziergang gewährleistet, im Frühling und Herbst braucht es etwa eine Stunde. Im Alter nimmt die Fähigkeit ab, Vitamin D über die Haut zu bilden. Laut dem Bundesamt für Gesundheit kann eine 70-jährige Person im Vergleich zu einer 20-jährigen nur noch die Hälfte der Menge an Vitamin D bilden. Tageslicht und die Zufuhr über die Nahrung werden dann noch wichtiger.
EIN AKTIV- UND GLÜCKLICHMACHER
Sonnenlicht macht gesund. Und es macht aktiv und glücklich. Nicht umsonst sind wir im Frühjahr gut gelaunt und beschwingt. Sonnenlicht hat einen nachweislich positiven Einfluss auf unsere Stimmung. Grund dafür ist, dass helles Licht über die Netzhaut unseres Auges auf den Hypothalamus wirkt und dort dafür sorgt, dass die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin unterdrückt wird. Statt zu schlafen, werden wir munter und Serotonin – das Glücks- und Wohlfühlhormon – wird freigesetzt. Außerdem wird Dopamin gebildet, das Hormon für Motivation und Konzentration.
Eine Studie zeigte: Studierende, die bei Sonnenschein arbeiteten, machten 50 Fehler weniger und waren 18 Stunden schneller fertig als jene, die bei Regen arbeiteten.
Durch Lichtsensoren im Gewebe stellt etwa ein Buschwindröschen fest, wie lange es schon hell ist. So kann es die Tageslänge bestimmen – und zur richtigen Zeit «auftauchen» und blühen.
SONNENLICHT ALS RHYTHMUSGEBER
Melatonin macht uns müde und sorgt für guten Schlaf. Die Sonne macht uns munter und gewährleistet, dass wir tagsüber leistungsfähig sind. Dass die Ausschüttung von Serotonin und Melatonin an den Tag-Nacht-Rhythmus gekoppelt ist, wurde überaus genial eingerichtet. Auch die Zusammensetzung des Lichts (Blauanteil morgens höher) spielt eine Rolle. Tipp: Bildschirme am Abend meiden oder Nachtmodus aktivieren.
An einem Sommertag mit Sonne beträgt die Lichtintensität bis zu 100.000 Lux – deutlich mehr als jede Lampe. Die Chronobiologin Anna Wirz-Justice sagt: «Das reicht, um die innere Uhr zu synchronisieren.»
SONNENLICHT ALS HEILMITTEL
Lichttherapien mit 2.500–10.000 Lux helfen bei Depressionen und unterstützen die Heilung von Hauterkrankungen. Überraschende Ergebnisse: blaues Licht hilft Demenzkranken, rotes Licht beruhigt hyperaktive Kinder.
Sonnenlicht kann Blutdruck senken, das Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko reduzieren und aktiviert das Immunsystem. Weiße Blutkörperchen bewegen sich schneller und bekämpfen Krankheitserreger effektiver.
Auch bei Autoimmunerkrankungen, Brust- und Darmkrebs, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Infektionen wirkt Sonnenlicht positiv.
SONNENLICHT – EINFACH ZUM STAUNEN
Fjodor Dostojewski sagte: «Es ist doch erstaunlich, was ein einzelner Sonnenstrahl mit der Seele eines Menschen machen kann.»
Die Autorin schildert, wie sie beim Schreiben staunte, was die Sonne alles kann. Studien zeigen, dass dynamisches Licht in Klassenräumen die Leistungen der Schüler deutlich verbessert.
„Sonnenlicht aktiviert uns. Es beruhigt uns. Es heilt. Es stellt unsere innere Uhr. Sonnenlicht macht glücklich!“