Zu viel des Guten kann wundervoll sein – jedenfalls für einen Moment

 

Autor/in: KORNELIA LANGER (Diplom-Psychologin, Psychotherapeutin und freie Lektorin)

Ausgabe: Leben & Gesundheit, September/Oktober 2022 - Mäßigkeit

Die Versuchung des Belohnungszentrums

Forscher Olds & Milner (1950er) entdeckten: Ratten, die ihr Belohnungszentrum stimulieren konnten, drückten tausendmal pro Stunde den Hebel – bis zur völligen Erschöpfung.
Übertragen auf Menschen: Wir suchen ständig nach neuen Kicks, lenken uns ab, verlieren das Maß.

Was das Gehirn damit zu tun hat

  • Belohnungszentrum nutzt Dopamin, Endorphine & Oxytocin

  • Bei Dauerstimulation → weniger Botenstoffe, weniger Rezeptoren → weniger Genuss

  • Weniger GABA → mehr Unruhe, Angst, Schlafstörungen → noch stärkeres Verlangen

➡ Teufelskreis beginnt: Mehr Reiz, weniger Erfüllung.

Höher, schneller, weiter

  • Mehr Reize nötig, um gleiche Wirkung zu erzielen (Toleranzentwicklung)

  • Gewohnheiten entstehen: Konsum, Social Media, Arbeit, Shopping → Ersatzbefriedigungen

  • Pausen werden immer kürzer → Fehler, Frust, Burnout drohen

Weshalb brauchen wir immer wieder neue Kicks und lenken uns mit Dingen ab, die das ultimative Glück versprechen?

Frontallappen & Selbstkontrolle

  • Frontallappen = Schaltzentrale für Planung, Empathie, Selbstregulation

  • Überstimulation → Kontrollfunktionen brechen zusammen

  • Weniger Wahrnehmung für Hunger, Durst, Pausen → Erschöpfungsspirale

Die Lösung

  • Ruhe & Entschleunigung → Speicher füllen sich, Belohnungskreislauf normalisiert sich

  • Achtsamkeit & Entspannungstechniken verlängern Genuss, senken Reizüberflutung

  • Einfache Übung: Einen Reiz (z. B. Duft, Geräusch) bewusst und detailliert wahrnehmen


Zu viel Stimulation ist kein Weg zu mehr Glück – sondern der schnellste Weg in die Erschöpfung.
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NICHT das Atmen vergessen!

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Mäßigkeit lohnt sich!