Wasserhype – Wasser wirkt
Autor/in: Albert Gruber (Akad. Lehrer für Gesundheitsberufe)
Ausgabe: Leben & Gesundheit - Wasser
«Was darf es denn zum Trinken sein?», fragte mich der freundliche Kellner. «Ein großes Glas Wasser bitte», war meine Antwort. «Soll es ein Mineralwasser, Leitungswasser, Brunnenwasser, Zitronenwasser, energetisiertes Wasser oder vielleicht ein ...» – «Nein, nein», unterbrach ich den Mann, «eigentlich hätte ich gerne nur ein Glas frisches Leitungswasser gegen meinen Durst».
Einfacher Durstlöscher
Wasser ist heute längst nicht mehr nur Durstlöscher, denn zunehmend steht Genuss im Mittelpunkt. Wasser ist zu einem «Lifestyle-Produkt mit kulinarischer Dimension» geworden. Es besteht ein wahrer Hype, ein Riesenrummel, um unser kostbares Nass.
In der Spitzengastronomie werden neben Weinkarten selbstverständlich auch Wasserkarten kreiert – und Wassersommeliers beraten die Gäste über die Wahl des richtigen Tropfens Wasser. Dabei sind außergewöhnliche, meist sehr teure Wässerchen äußerst gefragt: Wasser für die Schönheit, exklusives Wasser, Edelwasser mit Glamour, extravagante Wassersorten, Luxuswasser mit dem gewissen Extra.
Grundlegend: Leitungswasser!
Fest steht, dass Wasser das wichtigste Lebensmittel ist, das wir haben – und wir sollten jeden Tag davon ausreichend trinken.
Aber ist teures Mineralwasser wirklich besser?
➤ Fakt: Die meisten Mineralstoffe nehmen wir über die Ernährung auf. Mineralwasser enthält oft nicht mehr Mineralstoffe als Leitungswasser.
➤ Stiftung Warentest: Mineralwasser ist nicht immer reiner als Leitungswasser.
➤ Ökologischer Vorteil: Leitungswasser spart Abfüllung, Verpackung und Transport → weniger CO₂!
Zitat Stiftung Warentest:
"Leitungswasser ist so gesund wie Flaschenwasser! Dazu unschlagbar günstig und umweltschonend obendrein!"
Abkochen?
Um lebende Keime abzutöten, sollte das Wasser mindestens 3 Minuten sprudelnd kochen. Sicherer sind 10 Minuten.
Aber: Schadstoffe wie Blei und Kupfer bleiben enthalten. Gekochtes Wasser möglichst sofort verbrauchen (max. 24 h lagern).
Wasser erfrischt dein Leben im Alltag!
Filtern?
Viele vertrauen Tischwasserfiltern.
➤ Sie reduzieren Blei & Kupfer.
➤ Aber Nitrate & Keime werden nicht zuverlässig entfernt.
➤ Filter müssen im Kühlschrank gelagert und regelmäßig gewechselt werden.
➤ Wasser kurz ablaufen lassen, um stehendes Wasser aus Rohren loszuwerden.
Destillieren?
Destilliertes Wasser enthält keine Schadstoffe, entzieht aber langfristig wichtige Mineralien wie Kalzium und Natrium – die DGE warnt vor ausschließlichem Konsum.
Stichwort Kalzium
Kalk im Wasser ist nicht schädlich! Arteriosklerose und Demenz haben nichts mit «Verkalkung» durch Trinkwasser zu tun.
Selbst sehr hartes Wasser deckt nur einen kleinen Teil unseres Kalziumbedarfs.
Zu langweilig?
Viele finden reines Wasser langweilig. Sie wollen Geschmack, Abwechslung und Gesundheit.
Industrie reagiert mit aromatisiertem Wasser – aber Achtung:
➤ Stiftung Warentest fand in 25 getesteten Sorten: keine bekam „sehr gut“ oder „gut“, viele sogar mangelhaft.
➤ Meist nur Kunstaromen + Zucker → bis zu 380 Kalorien bei 2 Litern!
Fazit: Lieber Wasser selbst «aufpeppen» → mit frischem Obst, Kräutern, Gewürzen oder Tee.
Kohlensäure – Freund oder Feind?
Sprudelwasser ist nicht schädlich.
➤ Kein wissenschaftlicher Beweis, dass Kohlensäure Kalzium aus den Knochen löst.
➤ Menschen mit Magenproblemen sollten vorsichtig sein, da Sprudel Sodbrennen fördern kann.
Trinkwassersprudler sind praktisch, aber keimanfällig. Glasflaschen nutzen, regelmäßig reinigen, altes Wasser wegschütten.
Fazit
Noch nie ist ein Getränk erfunden worden, das so wertvoll ist wie Wasser!
Wasser steuert Körperaufbau, Stoffwechsel, Verdauung, Herz-Kreislauf, Temperaturhaushalt und alle biochemischen Vorgänge.
Es ist Transport-, Lösungs- und Reinigungsmittel.
Schon zwei Gläser warmes Wasser am Morgen können die Verdauung anregen, ein warmes Bad hilft gegen Schlaflosigkeit.
„“Noch nie wurde ein Getränk erfunden, das auch nur annähernd so wertvoll ist wie Wasser.”“