LUFT – wo findet sich dieses wertvolle Gut?
Autor/in :Katja Chmelik
Ausgabe: Leben & Gesundheit – November / Dezember 2024 - Luft
Diese Mischung aus verschiedenen Gasen wird durch Atmung und durch diverse chemische Prozesse auf der Erde erzeugt. Ein Erwachsener atmet im Schnitt 12.000 Liter Luft pro Tag.
Das lebenswichtige, allgegenwärtige, allumfassende Element, welches unsere Erde umgibt, ist eigentlich eine Mischung aus verschiedenen Gasen. Sauerstoff und Stickstoff sind die dominantesten. Die Schwerkraft hält das Element Luft zudem stabil.
Luft ist unsichtbar, denn die enthaltenen Gase lassen Lichtquellen ungestreut und kaum absorbiert hindurch. Luft besitzt jedoch unter anderem Masse und nimmt Raum ein. Wärme leitet die Luft nur schwer, was dazu beiträgt, dass die Erdtemperatur im Gleichgewicht bleibt.
Jedes Gas in der Luft besteht außerdem aus Molekülen, welche ihrerseits aus Atomen bestehen. Die Anzahl eines jeden Gases variiert je nach Ort und Zeit: Jahreszeiten, Wetter, Höhenlage oder unsere unterstützenden oder weniger unterstützenden Aktivitäten machen einen Unterschied. Ohne Luft wäre Leben, so wie wir es kennen, auf unserem Planeten nicht möglich! Wir brauchen Luft für die Atmung, die unseren Körper lebendig erhält und uns zusätzlich die schönen Möglichkeiten schenkt, zu singen, zu sprechen und allerlei Geräusche zu erzeugen. Treffend formuliert vom deutschen Dichter Jean Paul (1763–1825): «Musik ist die Poesie der Luft!»
Daraus besteht Luft:
Aus Stickstoff, Sauerstoff, Argon, Kohlenstoffdioxid und kleineren Mengen anderer Substanzen.
Im Detail aufgelistet:
• Stickstoff (N₂): 78 %
• Sauerstoff (O₂): 21 %
• Argon (Ar): 0,93 %
• Kohlenstoffdioxid (CO₂): 0,040 %
• Neon (Ne): 0,0018 %
• Helium (He): 0,0005 %
• Methan (CH₄): 0,00017 %
Je nachdem, wo sich Luft befindet, besitzt sie unterschiedliche Zusammensetzungen, was auf die verschiedenen Mengen an Aerosolen und Wasserdampf zurückzuführen ist, die sich darin befinden. Aerosole sind Feststoffe und Flüssigkeiten in Partikelform.
Der Sauerstoff dient der Atmung und erhält damit das Leben. Die Aufgabe des Stickstoffs ist es, Verbrennungen zu verhindern und die Atmosphäre stabil zu erhalten.
Viele einzigartige physikalische und chemische Eigenschaften unserer Luft machen zahlreiche Lebens- und Naturprozesse erst möglich, und in der Atmosphäre finden mehrere chemische Reaktionen statt. Die wohl bekannteste ist die Photosynthese: Hierbei nehmen die Pflanzen Kohlenstoffdioxid aus der Luft auf und produzieren mithilfe des Sonnenlichts Sauerstoff.
Die Luft, die wir einatmen, ist bei der Ausatmung nicht mehr dieselbe! Aufgrund unseres Stoffwechsels enthält die ausgeatmete Luft dann ca. 4–5 Prozent Kohlenstoffdioxid!
Unser Körper braucht tief eingeatmete frische, gute Luft
Das wusste unter anderem der deutsche Naturheilkundler Sebastian Kneipp (1821–1897), der riet: «Wem seine Gesundheit lieb und teuer ist, biete das Mögliche auf, in reiner Luft seine Zeit zu verbringen» und «Luft und Bewegung gehören zu einem guten Gedeihen so notwendig, wie die Nahrung selber».
Für Menschen mit Atemwegserkrankungen gibt es die Atemtherapie als anerkannten Bestandteil einer Physiotherapie. Dabei werden Atemtechniken geübt, die helfen das Ein- und Ausatmen zu verlängern, das Zwerchfell zu mobilisieren, die Atemmuskulatur zu stärken und muskuläre Verspannungen zu lösen, was eine positive physische wie psychische Wirkung zur Folge hat.
Wo finden wir die beste Luftqualität?
Gemäß der Weltgesundheitsorganisation WHO hat hier Finnland die Nase vorn! Der Feinstaubgehalt in Finnlands Luft ist mit den zwischen 2008 und 2016 gemessenen 6 Mikrogramm pro Kubikmeter der niedrigste Wert für ein einzelnes Land! Der erfreuliche Grund dafür sind Finnlands ausgedehnte Wälder. Noch gut 75 Prozent der Landfläche ist von Wäldern bedeckt und über 40 Nationalparks schützen diese Schätze! Nach Angaben der WHO stellte besonders das lappländische Pallas gar den Rekord auf, das Gebiet mit der saubersten Luft der Welt zu sein. Mitzuhalten vermögen auch die anderen skandinavischen Länder Schweden und Norwegen. Auch sie verfügen nicht nur über viele Grüngebiete, sondern wissen diese zudem mit strengen Umweltschutzregeln zu schützen!
Übrigens gibt es erkennbare Anzeichen für besonders saubere Luft: wenn viel Bartmoos und andere Flechtenarten auf alten Bäumen wachsen! Diese Flechtenarten gedeihen ausschließlich in sauerstoffreichen Gegenden.
Studien aus China und Taiwan kamen zum Schluss, dass saubere Luft einen positiven Effekt auf das mentale Wohlbefinden von Menschen hat. Saubere Luft mit einem niedrigen Kohlenstoffdioxidgehalt führt zudem zu besserer Schlafqualität.
Zu weiteren Orten mit besonders gesunder Luftqualität auf der Welt zählen auch kleine Inseln: zum Beispiel Französisch-Polynesien, Mauritius, Island und einige karibische Inseln. Keine Überraschung andererseits, dass gerade Städte mit hoher Verkehrsdichte gleichermaßen unter hoher Luftverschmutzung leiden!
Wälder, Berge und Meeresstrände sind Luftparadiese
Wer beispielsweise unter einer Pollenallergie leidet, kann in den Bergen tief aufatmen: Denn die Pollenkonzentration nimmt mit jedem Höhenmeter ab.
Bergluft soll laut Studien der Universität Zürich und des Zentrums Anatomie der Universität Köln das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko senken, sowie vor schlechten Cholesterin- und Blutzuckerwerten schützen. Pro 1.000 Höhenmetern reduziert sich das Risiko, was der Luftqualität zugeschrieben wird. Zu hoch hinauf darf es jedoch nicht gehen: Allzu dünne Luft wird zur gefährlichen Belastung für den Körper! Gerade die Höhenkrankheit ist die Schattenseite. Bei unzureichender Akklimatisierung an die dünnere Luft können Schwindel, Kopfschmerzen, Kurzatmigkeit und ähnlich unangenehme Symptome auftreten, bis hin zu einem lebensbedrohlichen Höhenlungenödem oder gar Höhenhirnödem.
Meeresluft steht Bergluft in nichts nach. Auch ihr wird seit langem heilende Wirkung nachgesagt. Ihr Reizklima wirkt wunderbar auf Atemwege, Bronchien und Lungen. Es entspannt und hebt die Laune. Die besonderen Aerosole am Meer wirken eigens gut und befreiend auf den Kehlkopf und die Nasennebenhöhlen. Ärzte empfehlen das Meeresklima mit seiner salzigen Luft, dem erfrischenden Wind und der hohen Luftfeuchtigkeit bei Lungenkrankheiten und zur allgemeinen Stärkung des Immunsystems. In Meeresnähe wird die Leistungsfähigkeit der Menschen gesteigert, wie Forscher der Universität Kiel entdeckten.
Wir müssen Verantwortung für die Qualität unserer Luft übernehmen und uns dafür einsetzten, die Luftqualität hoch zu halten.
Wälder – grüne Lungen unseres Planeten
Auch für gestresste Städter gibt es Hilfe: Zeit in Wäldern zu verbringen, ist das Beste! Der Körper bringt dann eine Menge natürliche Killerzellen hervor, die das Immunsystem vor Krankheitserregern schützen und befreien. Forscher der Nippon Medical School in Tokio fanden 2009 heraus, dass Testpersonen, die einige Tage lang mit Waldluft behandelt wurden, deutlich mehr hilfreiche Killerzellen im Blut hatten als Kontrollgruppen. Die Forscher schrieben das vor allem den Terpenen (Duftstoffen) in der Waldluft zu. Das Atmen fällt uns im Wald leichter, da sich unsere Lungen weiten und sie mit jedem Atemzug mit dem reichlich vorhandenen Sauerstoff und den gesundheitsfördernden Terpenen aufgefüllt werden.
Ein gesunder Baum vermag pro Jahr bis zu 22 Kilogramm Kohlenstoffdioxid aus der ihn umgebenden Luft aufzunehmen. In einem Wald von einem Hektar Größe vermögen die darin lebenden Bäume gar 22 Tonnen Kohlenstoffdioxid zu absorbieren! Ebenfalls dank der Bäume und vieler Pflanzen gibt es kaum Feinstaub und das sanfte Rauschen sowie das fröhliche Vogelgezwitscher tun Körper und Seele unendlich wohl!
In Büros beispielsweise können sogar einige Zimmerpflanzen einen großartigen Effekt haben: Sie vermögen ein angenehmes Raumklima herzustellen, befeuchten die sonst häufig stickige Luft, produzieren frische Atemluft und filtern sogar giftige Chemikalien aus der Luft! Eine Studie der NASA hat bereits in den 1970er-Jahren gezeigt, dass Zimmerpflanzen fähig sind, unzählige Schadstoffe unschädlich zu machen!
Schmutzige Luft macht die Erde und ihre Bewohner krank
Gelangen zu viele Schadstoffe in die Luft, treten Krankheiten, allen voran Atemwegserkrankungen sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehäuft auf. Die teils darauf zurückzuführende, globale Erderwärmung bringt große Belastungen für die Pflanzen- und Tierwelt. Man denke dabei nur an den tragischen Rückgang der Korallenriffe!
Verschmutzung ist ein globales Thema, das sich auf alle Lebensaspekte negativ auswirkt. Vor allem Schwefeldioxid (SO₂), Stickoxide (NOx) und flüchtige organische Verbindungen (VOCs) sind die längst bekannten Übeltäter, die bei menschlichen Aktivitäten und Verbrennungsprozessen in Industrieöfen, Kraftwerken und in Kfz-Motoren unter anderem entstehen. Ebenfalls entstehen sie durch natürliche Prozesse wie Waldbrände und Vulkanausbrüche.
Die Luftverschmutzung schadet sogar Gebäuden, da sie durch sie schneller verwittern. Außerdem werden Gewässer durch sauren Regen teils unbewohnbar gemacht.
Was können wir tun für unsere Luft?
Wichtig ist, dass wir auch im Kleinen, egal, wo wir zu Hause sind auf der Welt, aktiv Verantwortung übernehmen: Je öfter wir zum Beispiel den öffentlichen Verkehr benutzen oder – falls möglich – das Fahrrad und Flugreisen einschränken, desto besser. Ein bewusster Einkauf von regionalen Produkten verhindert lange Transportwege und damit die Luftverschmutzung. Der lokale Anbau von Obst und Gemüse verbraucht geringeres CO₂ als die Fleischproduktion. Immer wieder eine leckere vegetarische Mahlzeit tut auf der ganzen Linie gut! Wo wir darauf Einfluss haben, sollten wir zudem auch auf Wind- und Solarenergien umsteigen.
Lasst uns gemeinsam die Bäume unterstützen, um unsere Lebensluft gesund und damit unsere Lebenskraft und Gesundheit zu erhalten. Ein erwachsener Mensch benötigt in Ruhe circa 5 Liter Luft in der Minute. Dabei nimmt er etwa 250 Milliliter Sauerstoff auf. Will oder muss derselbe Mensch sich laufend fortbewegen, braucht er schon 60 Liter in der Minute!
Wenn wir alle gemeinsam in unserem Alltag aufmerksam und bewusst mit unserer Luft umgehen, haben wir bis zu unserem letzten Atemzug gesunde Atemluft und können dies auch nachfolgenden Generationen ermöglichen!
„Luft und Bewegung gehören zu einem guten Gedeihen so notwendig, wie die Nahrung selber.“