Freude macht optimistisch

 

Autor/in: Hannele Ottschowski (Pastorenfrau, Autorin)

Ausgabe: Leben und Gesundheit, Juni/2013 - Optimismus

Als ich ein kleines Mädchen war, machte mir mein Vater ein wunderschönes Puppenhaus. Es hatte sogar Beleuchtung. Ich spielte gern mit dem Haus und der Puppenfamilie.

Pech im Puppenhaus

Der Esszimmertisch war aus Plastik und hatte vier Beine. Als das erste Bein brach, sagte ich meiner Mutter:
«Macht nichts, ich kann den Tisch so drehen, dass das fehlende Bein gegen die Wand steht, und dann wird der Tisch noch mit drei Beinen stehen können.»

Als das nächste Bein brach, lautete mein Kommentar:
«Ist es nicht gut, dass das Bein an derselben Seite brach wie das Erste? So kann ich eine Garnrolle darunterschieben, und der Tisch wird noch stehen.»

Als das dritte Bein brach, knickte ich auch das verbleibende Bein ab und sagte:
«Ok, das Bein brauche ich nicht mehr. Nun kann ich die Garnrolle in die Mitte schieben und die Tischplatte wird darauf stehen!»

Einfaches Leben in Afrika

Ich wurde mit einer optimistischen Einstellung geboren. Als wir nach Afrika umzogen und ich sah, was uns dort im Haushalt an Komfort bitten würde, schrieb ich meinen Eltern:
«Eigentlich ist es ganz gut, dass alles so ist. Auf jeden Fall kann nichts mehr schlimmer werden, aber einiges lässt sich verbessern!»

Und nach und nach wurde unser Leben auch leichter und bequemer. Aber die­se Erfahrung war sehr wertvoll, weil ich dadurch lernte, dass ich mich eben wohl und dabei im­ mer noch glücklich sein kann. Ich fühlte mich mit dem Apos­tel Paulus verbunden, der sagte: Ich habe gelernt, mit dem zu­ frieden zu sein, was ich habe.» Nicht alle werden mit ei­ner optimistischen Einstellung geboren, aber wir können unse­re Einstellung zum Leben trotz­ dem beeinflussen. Wir können lernen, das Positive zu suchen. Es wird unser Leben bedeu­ tend einfacher machen, wenn wir es tun.

Wenn Sie positiv denken, werden sie auch poitives erfahren.

Polyanna entdeckt die Regenbogenfarben*1

An meinem Wohnzimmer­ Fenster hängen bei schönstem Licht Kristallglasengel. Wenn Sonnenstrahlen sich darin bre­chen, leuchten an den Wänden kleine Lichtpunkte in den Farben des Regenbogens auf. Diese Reflexionen erinnern mich immer an das 100 Jahre alte Buch «Pol­lyanna» von Eleanor Porter, ein Klassiker der Kinderliteratur geworden ist. Der Name Pol­lyanna ist sogar ein Synonym ge­worden für jemanden mit einer positiven Einstellung.

Im Mittelpunkt der Hand­lung steht Pollyanna, ein fröh­liches Mädchen. Sie macht sich einen Spass daraus, bei al­len Negativem, das sie erlebt, etwas zu finden, über das sie froh sein kann. Denn Pollyanna hat früh gelernt, sich über alles zu freuen. Als sie zu Weihnachten anstelle der gewünschten Pup­pe ein Paar Krücken bekommt, freut sie sich über die Enttäu­schung bald der Freude darüber, dass sie die Krücken jetzt ja wie­ der laufen lernen kann.

Weil Pollyannas Eltern bei­de gestorben sind, kommt sie zu einer reichen, aber stren­gen Tante, bei der sie lernt, auch dort spielt sie ihr «Freu­de-Spiel»: Überall gibt es et­ was, worüber man sich freuen kann. Als sie in eine kahle Kam­ mer gesteckt wird, freut sie sich über die schöne Aussicht. Als sie zu einer Mahlzeit mit Brot und Milch in die Küche verbannt wird, freut sie sich, weil ihr Brot und Milch schmecken und sie die Gesellschaft der Haushäl­terin mag.

Das Lichtspiel der Pris­men entdeckt Pollyanna zufäl­lig bei einem bettlägerigen al­ten Mann, weil das Sonnenlicht von einem Kristallglas am Fen­ster reflektiert wird. Pollyanna staunt über die wunderbaren Re­genbogenlichter überall im Zimmer. Ihre Begeisterung ist ansteckend. Und so lässt der alte Mann die Kris­tallstopfen von einem alten Kerosin­laden abnehmen und an einer Schnur ans Fenster hän­gen. Das ist für Pollyanna eine Offenbarung. Sie meint, wenn alle diese Reflexionen sehen könnten, dann müssten doch auch alle viel Freude daran ha­ben. Der alte Herr meint aller­dings, dass Pollyanna selbst wie ein Regenbogenglas ist, das ihre Umgebung verzaubert.

Nach und nach verwandelt sich selbst die strenge alte Tante in eine geduldige Frau, die von Pollyannas Freude angesteckt wird und mit ihr ganze Stadt an dem Freude-Spiel teil und verändert sich zum Guten.

Das Prinzip
Gott wünscht sich glückli­che und zufriedene Menschen, deren Herzen voller Freude sind. Auch wenn einiges nicht so läuft, wie wir es wollen, brauchen wir nicht gleich den Mut verlieren. Wichtig ist, dass wir immer et­ was suchen, in unserem Leben etwas zu finden, worüber wir lächeln können. In jedem Stein, in jedem Baum und in jeder Blume und jedem Sonnenschein können wir Freude finden, sogar dort, wo es keine Freude zu geben scheint. Wir müssen sie nur suchen.

Pollyannas Botschaft ist klar und schön. Das Pollyanna-Prinzip kann unser Leben verändern. Wir können in al­lem etwas finden, was uns froh macht!

Spielen Sie gern? Spielen ist nicht nur etwas für Kinder. Auch das Leben von Erwachse­nen wird durch Spielen aufge­lockert. Und wenn Sie sonst keine Spiele mögen, probieren Sie doch wenigstens das Freude-Spiel aus! Sie werden mer­ken, dass es Ihnen dabei tat­sächlich Spass macht, nach dem Guten zu suchen.

Das, was wir suchen, fin­den wir. Wer Negatives sucht, wird Negatives finden. Deshalb ist es besser, nach dem Positiven zu suchen, denn auch das lässt sich stets irgendwo finden.


*1📚 Eleanor H. Porter, «Pollyanna – Ein Waisen­kind im Ameri­ka», 1913 erstmals in den USA erschienen, ist in verschie­denen Auflagen und Ausgaben, auch als CD und DVD-Ver­filmung in England und Deutsch erhältlich. Deutsche Ausgabe, Arena-Verlag, 2012, gebunden, 195 S., ISBN 978-3-401-06816-9

Nicht die Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern die Meinungen und Einstellungen, die sie zu den Dingen haben.

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