Hoffnung säen!
Autor: Dr. med. Ruedi Brodbeck
Ausgabe: Leben & Gesundheit, März/April 2025 - Optimismus
Neulich sprang mir auf der Webseite des Schweizer Fernsehens srf.ch eine Aussage der preisgekrönten Autorin und neu ins Europäische Parlament gewählten, schweizerisch-deutschen Doppelbürgerin Sibylle Berg in die Augen:
„Wir müssen Hoffnung säen. Panik bringt nichts.“
Sie möchte EU-Fördergelder in Hoffnungsprojekte investieren.
Auf der gleichen Seite lese ich, dass unmittelbar, nachdem die Schweizer Stimmbürger zwei Initiativen zur Senkung der Kosten des Gesundheitswesens an der Urne deutlich abgelehnt haben, eine weitere Initiative mit einem bereits mehrfach abgelehnten Anliegen erneut lanciert werden soll.
SCHWEIZER SORGENBAROMETER
Gemäß der letzten Auflage des Schweizerischen Sorgenbarometers stehen Fragen im Zusammenhang mit Gesundheit und deren Kosten tatsächlich an oberster Stelle. Seit über 30 Jahren bin ich in eigener Praxis tätig und habe dies auch mitbekommen. Die Kosten nahmen stetig zu, aber auch die Behandlungsmöglichkeiten und – damit in Verbindung stehend – auch die erbrachten Leistungen. Früher tödliche Erkrankungen zeigen heute oft einen chronischen Verlauf oder können gar geheilt werden. Dies trägt zu einer höheren Lebenserwartung und zu einer besseren Lebensqualität bei.
Ich habe mich längst daran gewöhnt, dass dies in der öffentlichen Diskussion meist ebenso verschwiegen wird wie die Tatsache, dass Hausärzten seit Jahrzehnten kein Teuerungsausgleich gewährt wurde, obschon doch auch bei ihnen die Kosten gestiegen sind.
Könnte diese Einseitigkeit der öffentlichen Wahrnehmung mit dazu beitragen, dass die Versorgung mit Hausärzten immer kritischer wird, was sich längerfristig sowohl auf die Qualität als auch die Kosten negativ auswirken wird? Haben Sie noch Hoffnung, dass die Politik hier rechtzeitig tragfähige Lösungen finden wird?
«SPRECHZIMMER ZUR HOFFNUNG»
Im Gegensatz zum Sorgenbarometer sind im Sprechzimmer die Kosten selten ein Thema, und wenn doch, dann sind sie kein Grund für Hoffnungslosigkeit. Das Säen von Hoffnung wird jedoch auch im Sprechzimmer großgeschrieben. Wie wichtig Hoffnung für unser Leben und unsere Lebensqualität ist, kann hier, wie wohl kaum woanders, erlebt werden.
Hoffnung ist eine wichtige Bewältigungsstrategie für Menschen, die sich in schwierigen Situationen befinden. Unsere persönlichen Lebensbedingungen (Gesundheitszustand, Wohnsituation, Beziehungen und Konflikte, Erziehungsaufgaben, berufliche Karriere, Sorgen wegen Angehörigen etc.) mögen unterschiedlich sein; von den aktuellen globalen Krisen (Kriege, Klimaveränderungen, Ungleichheiten, Migration etc.) bleibt niemand verschont.
Auch bei diesen Fragen fehlt es bei vielen Menschen an Hoffnung. Werden wir diese Probleme noch in den Griff bekommen? Werden wir hier die richtigen Weichen stellen?
JEDER MENSCH BRAUCHT HOFFNUNG
Ich möchte heute einen Blick auf Hoffnung speziell aus der Perspektive von Gesundheit und Krankheit werfen.
Für Menschen mit chronischen Krankheiten ist Hoffnung eine lebensnotwendige psychologische Ressource. Wie wichtig Hoffnung ist, zeigt sich am deutlichsten dort, wo sie verloren gegangen ist. Hoffnunglose Schwerkranke leiden stärkere Schmerzen, die Therapie hilft weniger und der Tod tritt früher ein.
Etwas vereinfacht könnte man also sagen: Jeder Mensch braucht Hoffnung. Wenn Menschen ihre Hoffnung verlieren, werden sie krank. Wenn kranke Menschen ihre Hoffnung verlieren, sterben sie.
Allerdings verwenden wir das Wort Hoffnung meist, ohne darüber nachzudenken, was es eigentlich bedeutet. Es ist nicht einfach, Hoffnung zu definieren. Hoffnung ist mit unserer Vorstellung von der Zukunft verknüpft. Hoffnung bedeutet, eine positive Aussicht aufrechtzuerhalten.
Hoffnung lässt uns das Licht am Ende des Tunnels erblicken. Hoffnung ist ein Funke, der ein ganzes Feuer entzünden kann. Hoffnung ist etwas Erstaunliches, denn obschon man sie nicht berühren kann, kann man sie doch fühlen. Man kann sie zwar nicht physikalisch sehen, aber man kann sie festhalten und tragen. Hoffnung lässt sich nicht mit einer Waage messen, aber sie kann uns tragen, sie kann ein Anker unseres Lebens sein.
Versucht man die Hoffnung wissenschaftlich zu erfassen, stößt man auf Schwierigkeiten. Verschiedene Dimensionen scheinen zu konkurrieren. Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass Hoffnung nichts Starres ist. Hoffnung ist kein einzelner Akt, sondern ein Komplex aus vielen Gedanken, Gefühlen und Handlungen, die sich mit der Zeit verändern. Hoffnung umfasst Affekte, Kognition, Verhalten, Zugehörigkeit, Zeit und Kontext. Es ist möglich, auf etwas Konkretes zu hoffen oder einfach nur in oder mit der Hoffnung zu leben. Hoffnung ist multidimensional, individuell und ein Prozess.
Während eines Besuchs im Krankenhaus hat mir einer meiner Lieblingsonkel am Tag, bevor er gestorben ist, gesagt, dass er früher um ein langes Leben gebetet habe, jetzt bete er um einen gnädigen Tod.
Tatsächlich beschreiben Fachleute, dass sich bei kranken Menschen Hoffnung in immer enger werdenden Kreisen verändern kann: Hoffnung auf vollständige Heilung, Hoffnung auf plötzliche und lang anhaltende Remission, Hoffnung auf eine noch möglichst schmerz- oder beschwerdefreie Zeit, Hoffnung, dass sich zwischenmenschliche Konflikte noch lösen lassen, Hoffnung, sich selber vergeben zu können und schließlich Hoffnung, gut erinnert zu werden.
Jede/r braucht Hoffnung und kann von einer Stärkung der Hoffnung profitieren.
Wer das Licht am Ende des Tunnels sehen kann, der hält durch – unabhängig davon, wie lange der Tunnel und wie finster es darin sein mag.
Jede/r braucht Hoffnung und kann von einer Stärkung der Hoffnung profitieren. Wer das Licht am Ende des Tunnels sehen kann, der hält durch – unabhängig davon, wie lange der Tunnel und wie finster es darin sein mag.
HOFFNUNG WEITERGEBEN?
Wie können wir Hoffnung säen und stärken? Innerhalb und außerhalb des Sprechzimmers? Für uns und für andere?
Indem wir uns der eigenen Hoffnung und ihrer Quellen bewusst werden, denn man kann nur diejenige Hoffnung weitergeben, die man selbst hat.
Aufmerksam zuhören und sich echt in die Beziehung einlassen. Hoffnung wird durch Beziehungen gestärkt.
Von Hoffnung sprechen, Geschichten der Hoffnung erzählen oder erzählen lassen. Hoffnung kann dadurch gestärkt werden, dass man sie zum Thema macht.
PROJEKT HOPE BIBEL
Weil mir das Weitergeben von Hoffnung wichtig ist, habe ich an einem Projekt des Advent-Verlags Schweiz mitgearbeitet. Die deutsche Übersetzung der „HOPE BIBEL“ ist eine kommentierte Ausgabe der Übersetzung „Neues Leben. Die Bibel“. Verfasst wurden die Kommentare von Ärzten, Fachpersonen des Gesundheitswesens und Seelsorgern.
Diese Bibel wurde speziell dafür entwickelt, um denjenigen Hoffnung zu spenden, die schwierige Herausforderungen in ihrem Leben bewältigen müssen. Zudem ist sie eine reichhaltige Quelle für Gesundheitsfachkräfte, Seelsorger sowie Menschen, die jegliche Art von Unterstützung für diejenigen anbieten, die ihrer bedürfen.
Folgende Inhalte machen die HOPE BIBEL so einzigartig:
Einleitende Seiten mit inspirierenden Artikeln über aktive Kommunikation und das Wiederentdecken der Hoffnung für sich (und andere), indem man versteht, dass und warum die Bibel das Buch der Hoffnung ist.
Über 1.000 Bibelverse für alle Gelegenheiten – nach Themen geordnet und farblich hervorgehoben.
130 verschiedene Gebete der Bibel, die vor ihrem jeweiligen Hintergrund betrachtet werden und wertvolle Anwendungen für verschiedene Umstände bieten.
Zahlreiche kurze Erläuterungen zu ausgewählten Bibelversen.
Die 37 Wunder Jesu mit Kommentaren aus der Rubrik „Jesus, der große Arzt und Helfer“.
Die Rubrik „Lebendige Hoffnung“, die wichtige existenzielle Themen behandelt.
HOPE BIBEL-Ressourcen mit Artikeln zu „Hoffnung im Leid“ und „Gesund leben“.
Ein Kapitel „Unterstützung aus der Bibel“ mit praktischen Werkzeugen, Bibelleseplan und Kartenmaterial.
Aufgrund meiner ärztlichen Tätigkeit weiß ich, dass jeder Mensch in Schwierigkeiten geraten kann – sei es in Gesundheit, Beziehungen oder Beruf. Ich habe auch erfahren, wie wichtig da Hoffnung ist.
Deswegen habe ich mir erlaubt, meine grundsätzlichen Gedanken zum Thema Hoffnung mit Werbung für ein wertvolles, hoffnungsstärkendes Buch zu verbinden.
Die neue HOPE BIBEL kostet weniger als eine 12-Minuten-Konsultation beim Arzt, ihr Wert ist jedoch ein Vielfaches.
Mit oder ohne HOPE BIBEL wünsche ich Ihnen, dass Sie Hoffnung säen und dass es Ihnen persönlich, unabhängig davon, was die Zukunft bringen mag, nie an Hoffnung fehlen wird.
„Wir müssen Hoffnung säen. Panik bringt nichts.“